Liebe Mitstreiter*innen,

unsere Demo in Berlin hat es mal wieder eindrücklich gezeigt: Gegensätze ziehen sich an.

Die Sonne lachte in freundlichster Manier auf unseren Marsch vom Washingtonplatz bis zum Brandenburger Tor herab – doch die Gründe, aus denen wir hier waren, sorgten für Zorneswolken über unseren Köpfen.

Die ca. 250 Menschen vor Ort waren fantastisch, energisch, entschlossen – doch gleichzeitig merkte man vielen von uns an, wie sehr die Corona-Pandemie zusätzlich an den Kräften gezehrt hat.

Sieben inspirierende Redner*innen verschiedener Verbände servierten uns genau den Klartext, den die Politik sich in Großbuchstaben auf die Tagesordnung copypasten sollte. Doch Vertreter*innen aus der Politik haben wir schmerzlich vermisst, obwohl Vertreter aller Parteien (außer der AfD) eingeladen waren. Schade.

Unsere Lust auf Veränderung paarte sich also mit dem Frust auf jene, die nichts verändern, obwohl sie genau dafür gewählt wurden.

Aber weil wir natürlich wissen, dass der Ton die Musik macht, gab sich auch die wunderbare Band “Krankenkasse” die Ehre, die nach elf Monaten endlich zum ersten Mal wieder auf der Bühne stehen durfte. Das machte die Demo dann so oder so zum Festtag.

 

Corona war hart, aber hält uns nicht auf!

Und wenn wir schon bei Gegensätzen sind: Ist es nicht paradox, dass doch eigentlich vor dem Virus jeder Mensch gleich ist, aber in der Pandemie die Reichen reicher wurden, während viele von uns um die Existenz kämpfen mussten?

Wenn wir von Politik und Krankenkassen trotz Prädikat “systemrelevant” ignoriert werden, ist das schändlich genug. Doch dieses Versagen endet ja nicht bei uns – es trifft vor allem auch unsere Patient*innen, denen wir plötzlich nicht mehr richtig (oder gar nicht) helfen konnten und durften.

Dieser Frust war natürlich auch auf der Demo zu spüren. Zu Beginn der Pandemie fielen bis zu 80 Prozent unserer Patienten weg. Wir haben aus eigener Tasche riesige Summen in Hygienemaßnahmen investiert, am eigenen Gehalt gespart, um unsere Mitarbeiter*innen zu halten. Erst nach vielen kräftezehrenden Verhandlungsrunden wurden in den meisten Heilmittelbereichen die Vergütungen als Ergebnis leicht angehoben, welche jedoch aktuell immer noch weit von wirtschaftlichen Vergütungspreisen entfernt sind und wir somit noch lange nicht zufrieden sein können. All das und mehr brachte viele von uns im letzten Jahr an die Belastungsgrenze.

Natürlich ist man da verärgert. Natürlich sind wir müde und traurig und fühlen uns allein gelassen. Diese Ausnahmesituation hat schließlich dazu geführt, dass das Gesundheitsministerium uns unverhohlen zeigte, wie viel Wertschätzung es für unsere Tätigkeiten hat.

Spoiler Alert: Sie ist verschwindend geringen.

Aber dennoch ist uns eines bewusst: Wir haben immer noch den besten Job der Welt. Und dafür kämpfen wir. Ganz ehrlich: Wir sind einfach unglaublich stolz, genau das von euch an diesem Tag in jedem einzelnen Moment gespürt zu haben.

F*ck Corona. Wir machen weiter.

 

Was wir Heilmittelerbringer fordern

Wir machen weiter, denn es gibt verdammt viele gute Gründe, weiterzumachen. Diesen Gründen haben wir auch in den Straßen Berlins wieder lautstark Ausdruck verliehen.

Unsere Vergütung ist noch immer unterirdisch. In einem der besten Gesundheitssysteme der Welt steuern Heilmitterlerbringer*innen geradewegs auf die Altersarmut zu – das kann einfach nicht sein.

Must-have: Ein bis zwei Sitze im Gemeinsamen Bundesausschuss. Denn wer für das Wohl von Patient*innen sorgt, sollte auch die Bedingungen für ihre Behandlungen mitbestimmen.

Gemeinsam stark sein. Wir wollen, dass Vereine und Verbände zusammenarbeiten, um eine starke, durchsetzungsfähige Lobby zu bilden.

Wir möchten, dass die Behandlungszeit komplett den Patient*innen gewidmet wird. Viel zu viel Bürokratie verhindert das. Deshalb weg mit der umständlichen Verordnung und hin zur Blankoverordnung. Ernsthaft, Leute.

Liebe Volksvertreter, schon mal von Fachkräftemangel gehört? Kennen wir, haben wir, braucht niemand. Deshalb verlangen wir, dass die therapeutische Ausbildung zeitgemäßer und attraktiver wird. Eigentlich ein No-Brainer, oder?

Wir fordern weiterhin die Verordnungsfreiheit für Ärzte. Die einfache Gleichung dahinter: Wenn Patient*innen angemessen geholfen werden soll, brauchen sie eine adäquate Therapie. Wir finden: leuchtet ein.

 

Ihr habt gezeigt: Nur gemeinsam sind wir stark

Trotz klarem Kurs war die Zeit in Berlin also in vielerlei Hinsicht eine Achterbahn der Gefühle.

Gerade, wenn vieles einfach schwierig scheint, ungerecht ist und scheiße läuft, ist es umso schöner, Mitstreiter*innen um sich zu wissen, mit denen man vereint durch dick und dünn geht.

Und genau so war es auf der Demo in Berlin. Es gibt unheimlich viel zu tun, aber das Feuer, es gemeinsam anzupacken, schlug vielleicht nie höher.

Und so haben wir trotz einiger Zorneswolken am Ende mit guter und gelöster Stimmung doch wieder für schöne Aussichten gesorgt. So konnten wir trotz des anstrengenden Tages ganz viel Kraft und Energie für einen positiv gestimmten Blick Richtung Zukunft tanken.

Wir bedanken uns herzlich bei allen großartigen Teilnehmer*innen und Helfer*innen und freuen uns schon riesig auf die nächste Demo mit euch.

Bis dahin: Bleibt stark. Bleibt vereint.

Vereinte Grüße
Euer VT-Team

 

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Wer hat gesprochen?

  • – Thomas Etzmuß (Vereinte Therapeuten)
  • – Christiane Sautter-Müller (LOGO Deutschland)
  • – Christine Donner (BED)
  • – Moddy Kriebel (Vereinte Therapeuten)
  • – Andreas Flinner (VsP)
  • – Matthias Zöpke (VDD)
  • – Lucas Kemmesies (Bunte Kittel)

Album